Schavan räumt Mängel bei Bildungskonzept ein
Freiburg (dpa) Das CDU-Schulkonzept bleibt umkämpft, aber die Front der Gegner bröckelt. Diese steht vor allem im Süden der Republik.
Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) stellte die Reform erstmals ihren baden-württembergischen Parteifreunden vor. Auf dem Bezirksparteitag der CDU-Südbaden in Freiburg räumte sie ein, dass es noch Mängel an dem Konzept gebe – und nahm ihren Gegner damit den Wind aus den Segeln.
Einige Passagen vor allem zur Zukunft der Hauptschule seien „ungenügend formuliert“, sagte Schavan. Ziel der CDU sei nicht, die Hauptschulausbildung zu streichen. Haupt- und Realschulen sollten nur in Reaktion auf die sinkenden Schülerzahlen zusammengelegt werden. Mit dieser Ankündigung erstickte sie den Protest der rund 150 Delegierten im Keim. „Das hörte sich bisher ganz anders an“, sagte ein Delegierter. Die baden-württembergische CDU-Führung hatte nach Bekanntwerden des etwa 40 Seiten umfassenden Konzepts lautstark Widerstand angekündigt und den Erhalt der Dreigliedrigkeit von Gymnasium, Realschule und Hauptschule angemahnt.
Schavan bedauerte, dass das Bildungskonzept auf die Schlagzeile „CDU will die Hauptschule abschaffen“ verkürzt worden sei. An dieser Stelle sei die Reform nicht klar genug formuliert. Die Frage der Schulstruktur überlagere inzwischen den Kern der Reform, in der es vor allem um eine bessere Ausbildung für Lehrer und die Stärkung der frühkindlichen Bildung gehe. Allerdings dürfe die Politik die demografische Entwicklung nicht außer Acht lassen. Auch die Schulen in Baden-Württemberg, vor allem im ländlichen Raum, verlören in den kommenden zehn Jahren bis zu einem Viertel ihrer Schüler. Viele Hauptschulen könnten dann nur überleben, wenn sie mit Realschulen zusammengelegt werden.
Die Ministerin erhofft sich zudem, dass mit einer Reform das Image der Hauptschule verbessert werden kann. „In der Hauptschuldebatte reden wir immer über die Kinder anderer Leute“, sagte sie über das schlechte Image der Hauptschulen.
Den Vorwurf, dass sie sich als Bundesministerin nicht in die Bildungshoheit der Länder einmischen dürfe, konterte sie mit den Sätzen: „Der Föderalismus ist richtig, aber so wie er praktiziert wird, fällt er aus der Zeit. Wir machen uns in Europa lächerlich.“ Die Schulausbildung müsse deutschlandweit vergleichbar sein.
„Ich bin eine Verfechterin der Dreigliedrigkeit, aber ich beuge mich den Notwendigkeiten“, brachte eine Rednerin in der Debatte die Stimmung der 150 Delegierten und Gäste auf den Punkt. Bei der Abstimmung über das Konzept stellte der Bezirkstag den Antrag zurück, alle Forderungen nach einem zweigliedrigen Schulsystem zu streichen. Die Südwest-CDU berät in den kommenden Wochen das Papier.